Mahnwache Weilburg „Fukushima ist überall“

Veröffentlicht am 18.03.2016 in Allgemein

Mahnwache gegen das Vergessen des atomaren Unfalls im AKW Fukushima-Daiichi in Japan

Am Montag, dem 9. März 2016  trafen sich kurz vor 18 Uhr  25 Menschen, die an das atomare Unglück im AKW Fukushima Daiichi erinnerten.  2011 kamen unmittelbar 16.000 Menschen durch die große Flutwelle, durch ein Seebeben ausgelöst, an der Küste Japans ums Leben. Noch heute werden 3500 Personen vermisst. Es besteht kaum noch Hoffnung für die Angehörigen, dass diese Menschen gefunden werden. Die 15 Meter hohe Tsunami-Welle durchschlug eine Sicherheitsmauer am Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi und drang in die Reaktoren ein und führte in Teilen zur Kernschmelze.

Dies löste den bisher schwersten atomaren Unfall der Menschheitsgeschichte aus.  160.000 Menschen mussten aus der Präfektur Fukushima evakuiert werden, weil das Bleiben in den stark verstrahlten Gebieten nicht mehr möglich war. Vier Jahre nach dem Unglück leben die Menschen noch immer in ihren mehr oder weniger provisorischen Unterkünften. Währenddessen sind mehrere tausend Arbeiter damit beschäftigt, Dächer, Hauswände, Straßen zu dekontaminieren und überall im Sperrgebiet den Oberboden abzutragen. Abertausende Säcke mit radioaktiv verseuchtem Boden stapeln sich in der Region.  Die ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Brachland geworden. Es läuft das größte Untersuchungsprogramm mit Kindern in Fukushima. Sie werden alle auf einen Anstieg an Radioaktivität in der Schilddrüse getestet. Kinder reagieren darauf am empfindlichsten.

48 Atomkraftwerke abgeschaltet

Ca. 6000 Menschen sind auf dem Reaktorgelände beschäftigt mit Aufräumarbeiten und Dekontamination. Max. 2 Std. am Stück können sie sich dort in Spezialschutzanzügen aufhalten, ansonsten wird die Strahlenbelastung für sie zu hoch.

Nach der Reaktorkatastrophe wurden die 48 AKWs in Japan abgeschaltet. Die Japaner haben ihren Energieverbrauch drastisch gesenkt und die Regierung hat über Öl und Gasimporte die Versorgung gesichert. Ausgegangen sind die Lichter nie. Die Energieimporte belasten allerdings stark die Wirtschaft. Nun hat die neue Regierung ein Anfahren der ersten Reaktoren angekündigt. In der Bevölkerung regt sich Widerstand, eine Anti-Atom-Bewegung hat sich in Japan gegründet.

Die Lage in den havarierten AKWs in Fukushima ist noch immer nicht stabil. Täglich müssen etwa 6000 Kubikmeter Wasser zum kühlen der stark erhitzen Reaktoren verwendet werden. Dieses anschließend hoch radioaktiv verseuchte Wasser muss in Behältern zwischengelagert werden. Man arbeitet heftig an der Erstellung einer Dekontaminationsanlage. Aber auch Grundwasser unterfließt die Anlage, radioaktiv angereichert läuft es ins Meer. Kanada und Nordamerika melden inzwischen den permanenten Anstieg der Radioaktivität in ihren Küstengewässern. Noch sind die Werte so niedrig, dass man von keiner Gefahr für die Menschen ausgeht.  Allerdings reichert sich die Radioaktivität über die Meerestiere an.

Und in Deutschland?

Sind wir nicht weit weg davon? Der Film „Strahlende Energie – Deutschland und das Atomrisiko“ im Anschluss an die Mahnwache zeigte, dass die Gefahr eines schweren Unfalls in deutschen AKWs immer größer wird. Grund ist das hohe Alter der Anlagen, Materialermüdung und die Tatsache, dass kein Reaktor gegen Unfälle mit Flugzeugen oder Erdbeben ausgerüstet. Dekontaminatoren, über Zeitarbeitsfirmen vermittelt,  werden auch in deutschen Atomkraftwerken eingesetzt. Sie reinigen die Arbeitsräume helfen bei kleineren technischen Einsätzen. Welcher radioaktiven Strahlenbelastung sie ausgesetzt sind und welche Folgen das für ihre Gesundheit und die ihrer Kinder hat, zeigte der Film sehr drastisch. Käme es zu einem Unfall z.B. im AKW Biblis von gleichem Ausmaß wie in Fukushima-Daiichi, wären weitaus mehr Menschen in einem Radius von 20 km um den Reaktor betroffen, die aus dem Sperrgebiet evakuiert werden müssten, logistisch nahezu unlösbar.

Während das Szenario die Zuschauer stark betroffen machte, blieb die Tatsache im Raum stehen: Noch Jahrzehnte werden Arbeiter auf dem Gelände des havarierten AKW Fukushima-Daiichi  mit der Kontrolle und Beseitigung des Reaktorunfalles beschäftigt sein, wenn wir Fukushima längst vergessen haben!

 

Mit Luftballons protestierten die Teilnehmer der Mahnwache  Weilburg, „Fukushima ist überall“ für die sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke.

 


Ein Beitrag von Christine Gucker-Hellemann  und Antje Zillich von der Mahnwache Weilburg „Fukushima ist überall“, der uns zur Veröffentlichung übergeben wurde.

Fotos: Hartmut Bock

 
 

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