Dynamik in Löhnberg - ein Fachmarktzentrum entsteht und bindet Kunden und Kaufkraft Wird die Stadt Weilburg Kunden und Kaufkraft verlieren, wenn die Gemeinde Löhnberg ein Fachmarktzentrum mit einem Vollsortimenter, einem Drogeriemarkt und einem Discounter im Gewerbegebiet Güdenstadt errichtet?
Dieses Thema steckt hinter einer Anfrage des Stadtverordneten Hartmut Bock für die nächste Sitzung des Weilburger Parlaments. Hat sich die Stadt von dieser Entwicklung einfach überrollen lassen und alles stillschweigend akzeptiert, ohne die eigenen Interessen im Planungsverfahren einzubringen.
Ruinöser Wettbewerb
Im Moment findet auf deutschem Boden ein ruinöser Wettbewerb der großen Supermarktketten statt. Edeka, Rewe, Aldi und Lidl kämpfen um Marktanteile und um Kunden. Aktuell will Edeka die Tengelmann-Gruppe schlucken, doch das Kartellamt bremst. Die großen Handelskonzerne haben bereits jetzt einen gravierenden Vorsprung gegenüber ihren mittelständischen Konkurrenten und genießen strukturelle Vorteile, die schamlos ausgenutzt werden. Lieferanten bekommen die Preise diktiert, weil es keinen funktionierenden Markt mehr gibt. So wird im Moment der Einkaufspreis für Milch unter 30 Cent pro Liter gedrückt und viele bäuerliche Betriebe gehen kaputt, weil dieser Wert unter den Erzeugerpreisen liegt. Eine schleichende Landflucht und ein Verlust an Kulturlandschaft sind die Folge.
Die kommunalen Rathäuser
Mit im Spiel sind auch die kommunalen Rathäuser, die hier im Wettbewerb zwischen den Gemeinden und Städten billiges Bauland auf der „grünen Wiese“ ausweisen, auf dem sich dann die Konzerne austoben können. Gut ist das nicht, denn am Ende der Entwicklung hat sich das Waren- und Dienstleistungsangebot auf wenige Standorte konzentriert. Kannibalismus pur. In Weilburg, so belegt es das Einzelhandelskonzept, gibt es im Gewerbegebiet in Kubach und auf der Westerwaldseite nur noch zwei Möglichkeiten, ein Lebensmittel-Vollsortiment einzukaufen. Zu wenig für 13.000 Einwohner. Viele Orte in der Region, aber auch Stadtkerne wurden so zu „Versorgungswüsten“ in denen Produkte des täglichen Bedarfs oder Bank- und Postdienstleistungen nicht mehr zu erhalten sind. Die Lebensqualität sinkt, wenn die schnelle Besorgung im Laden um die Ecke nicht möglich ist. Ohne Auto läuft hier nichts.
Nah-Versorgung für Löhnberg
Und jetzt Löhnberg. Die dortige Schaffung von Einzelhandel für die Nah-Versorgung der örtlichen Bevölkerung ist legitim und auch im Interesse der Gemeinde. Doch die jetzt vorgesehene Schaffung von großflächigem Einzelhandel, mit einem Angebot, welches klar über dem örtlichen Bedarf liegt, ist unangemessen und eine Attacke gegen das benachbarte Mittelzentrum Weilburg. Kunden werden gebunden und Weilburg verliert Kaufkraft und weiter an Zentralität.
Dabei gibt das geltende Bau- und Planungsrecht der Stadt Weilburg die Möglichkeit, hier die eigenen Interessen einzubringen. Mit einer Auswirkungsanalyse lässt sich leicht ermitteln, wie sich das Vorhaben auf die Stadt auswirkt. Das Genehmigungsverfahren wäre mit Sicherheit anders verlaufen.
Wo bleibt die Wirtschafts-Werbung Weilburg?
Auch die die Wirtschafts-Werbung Weilburg verhält sich erstaunlich ruhig, obwohl mit der Entwicklung in Löhnberg existenzielle Weilburger Interessen berührt werden.
Mit der Anfrage im Stadtparlament lässt sich das alles nicht mehr korrigieren. Dennoch ist es wichtig zu wissen, warum das Weilburger Rathaus dies alles so locker sieht und damit die Entwicklung erst ermöglicht hat. Die große kommunale Familie, die harmonisch miteinander arbeiten soll, wird in Sonntagsreden immer wieder in den Mittelpunkt gestellt. Doch es gibt auch einen Wettbewerb um Einwohner, Arbeitsplätze und Kunden. Da ist es legitim, wenn die berechtigten eigenen Interessen eingebracht und durchgesetzt werden.
Ein Beitrag von Hartmut Bock, Stadtverordneter in Weilburg.
Der Beitrag ist auch auf der Homepage des Verfassers erschienen. Siehe hier.
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