Albert Wagner zum Gedächtnis

Veröffentlicht am 21.11.2015 in Kommunalpolitik

Ein Foto von Albert Wagner aus dem WEILBURGER TAGEBLATT

Zweifellos war Albert Wagner die profilierteste Persönlichkeit im Oberlahnkreis nach dem 2.Weltkrieg. Am 22. November  1885 - also vor 130 Jahren - wurde er in Fürfurt geboren.

Dieses Datum soll Anlass sein auf seinen bewegten Lebensweg zurückzublicken.

Albert Wagner wurde als Sohn eines Bauern in den kleinen Ort Fürfurt geboren. Er besuchte das Lehrerseminar in Herborn. Diente ein Jahr als Soldat. Danach hatte er seine erste Lehrerstelle in einem Dorf bei Frankenberg (Eder). Eine zweite folgte dann in Kassel.

Im 1. Weltkrieg wurde er als Frontsoldat viermal verwundet, zweimal ausgezeichnet und dreimal befördert. Danach wurde er an eine Heeresdienststelle in Greifswald versetzt. Dort wurde er 1918 in den Arbeiter- und Soldatenrat gewählt und war dann auch dessen Vorsitzender der Provinz Pommern.

Im Jahre 1919 berief ihn die preußische Staatsregierung als Schulrat nach Bülow in Ostpommern. Ein Jahr später wurde er als Regierungsschulrat nach Breslau abgeordnet. In gleicher Eigenschaft kam er 1925 nach Potsdam. Dort wurde er 1928 Regierungsdirektor. 1930 wechselte er als Regierungsvizepräsident der Provinz Schlesien nach Breslau.

Am 4. Oktober 1932 beurlaubte ihn die Papenregierung. Mit der Machtergreifung am 30. Januar 1933 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen. Im August von der Gestapo verhaftet, in mehrere Gefängnisse und ins KZ gebracht, bevor er im Dezember 1933 wieder entlassen wurde. Er hatte Beschäftigungsverbot und stand unter Polizei- und Postaufsicht.

1934 zog er zurück in seine Heimat Fürfurt. Dort arbeitete er zunächst als landwirtschaftlicher Gehilfe. Ab 1937 war er als Buchvertreter und ab 1941 bis Kriegsende als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei Buderus-Röchling in Wetzlar tätig.

Im April 19845 wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht zum Landrat des Oberlahnkreises berufen. Im September des gleichen Jahres wurde er von den Amerikanern wieder entlassen, und zwar „wegen Unfähigkeit“, weil er sich ihren Anordnungen verschiedentlich widersetzt hatte.

1946 wurde er ins hessische Finanzministerium berufen. Dort war er bis 1947 tätig. Danach wechselte er als Ministerialrat ins Wirtschaftsministerium. 1^948 wurde er Regierungspräsident in Darmstadt. Im Dezember 1949 wurde er dann vom hessischen Landtag als Minister für das sogenannte „Mammutminsterium“ für Landwirtschaft, Wirtschaft und Verkehr berufen. Er blieb Minister bis zum Ende der Legislaturperiode (1951) und trat dann in den Ruhestand.

Seine politische Laufbahn war eng verbunden mit seiner beruflich-dienstlichen: Seit 1918 war er Mitglied der SPD. Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung in Breslau  an.   Bereits 1946 war er Fraktionsvorsitzender der SPD im hessischen Landtag und Kreistagsabgeordneter im Oberlahnkreis. Später war er im Oberlahnkreis Kreistagsvorsitzender, Kreisvorsitzender der SPD und bis 1966 Abgeordneter des hessischen Landtags. In der Zeit von 1951 bis 1962 führte er dort als Vorsitzender den Haushaltsausschuss.

Für seine Verdienste um die demokratische Gesellschaft erhielt Albert Wagner 1966 mit der Verleihung der „Wilhelm-Leuschner-Medaille“ die höchste Auszeichnung, die das Landes Hessen zu vergeben hat.

Das WEILBURGER TAGEBLATT schrieb zu seinem 70.Geburtstag im Jahre 1955 folgende Zeilen: „Albert Wagner ist zweifellos die profilierteste Persönlichkeit im Oberlahnkreis. Seine unbürokratische, dynamische Art, seine Vorliebe für das scharfgeführte Wortduell, seine vom Temperament diktierten, oft eigenwilligen Formulierungen und seine ausgeprägte Neigung, immer den Stier bei den Hörnern zu packen, machen ihn weder für seine Parteifreunde, noch für seine politischen Gegner, zu einem ‚bequemen‘ Partner. Seine ungewöhnliche Sachkenntnis, sein praktischer Verstand, seine Kenntnis von Land und Leuten haben ihm Anhänglichkeit und Freundschaft im eigenen Lager und beim politischen Gegner verschafft.“

Zu seinem 80. Geburtstag am 22. 11. 1965 fand im Landtagsgebäude in Wiesbaden ein ‚offizieller Empfang für Albert Wagner‘ im Beisein des hessischen Kabinetts und des Ältestenrats des Landtages statt. Am späten Nachmittag gab dann der Kreisausschuss des Oberlahnkreises im Hotel „Lord“ einen Empfang. Eine endlose Schar von Gratulanten war gekommen, um Albert Wagner zu würdigen. Zum Schluss diesem Empfangs sagte Albert Wagner: „Werdet nicht 80 Jahre alt, und wenn ihr es werdet, dann seit so vernünftig und habt dann kein öffentliches Amt mehr.“ Er bedankte sich bei allen Gratulanten für die bewegten Worte und die vielen Geschenke und vor allem dafür dass alle, die in den vergangenen Jahren mit ihm zu tun hatten, es bei ihm ausgehalten hätten und mit ihm fertig geworden seien.

Albert Wagner verstarb am 19. Januar 1974 in Weilburg im 89. Lebensjahr. Er wurde in seinem Heimatort beigesetzt.[hum]

Quellen:

  • WT vom 21. und 24. 11. 1965
  • WT vom 23. 11. 1955

 

Ein Beitrag  von Heinz- Ulrich Mengel (Braunfels) für die Weilburger SPD.

 
 

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