Planspiel „Jugend und Parlament“ - Malte Tielesch war dabei

Veröffentlicht am 14.08.2014 in Jusos

Malte Tielesch - bereitet sich auf die Rolle im Deutschen Bundestag vor

Malte Tielesch aus Weilburg, der im Moment in Trochtelfingen (Baden-Württemberg) die Schule besucht, hat vom 31. Mai bis 3. Juni 2014 im Deutschen Bundestag an dem  Planspiel „Jugend und Parlament“ teilgenommen.

Dabei stellten  315 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet, die von Abgeordneten nominiert wurden, das parlamentarische Verfahren nach, übernahmen die Rollen der Volksvertreter und simulierten  insgesamt vier unterschiedliche Gesetzesinitiativen. Malte Tielesch konnte auf Einladung des Tübinger Bundestagsabgeordneten Dr. Martin Rosemann daran  teilnehmen.

 

In dem nachfolgenden Bericht informiert Malte Tielesch über seine Erfahrungen:

Auch in meinem Fall war es so, dass ich vorher noch nie davon gehört hatte. Nur durch die Email eines Genossen wurde ich darauf aufmerksam. Ich hatte von Anfang an richtig Lust drauf. Aber man musste sich bewerben und deshalb rechnete ich nicht mit großen Chancen genommen zu werden. Als es dann doch geklappt hat, war die Freude natürlich riesig. In der Schule haben viele nicht verstanden, was das für ein Projekt ist und was Jugendliche dort im Bundestag tun, aber als ich meine Mitschüler aufgeklärt habe, war bei vielen zu merken, dass sie sich mit mir gefreut haben. Einige wollten sogar mitkommen.

Damit ich am Tag der Abfahrt nicht so früh aufstehen musste, bin ich extra nach Hessen zu meinen Eltern gefahren. In Weilburg habe ich dann leider den Zug verpasst, aber dank der schnellen ICE-Strecke von Limburg nach  Frankfurt  habe ich meinen Anschlusszug dort dann doch erreicht. Auf dem Frankfurter Hauptbahnhof fielen mir bereits die ersten Teilnehmer auf. Man merkte den jeweiligen Personen sofort an, welcher  Partei bzw. Jugendorganisation sie angehörten. Im Zug stellten wir eine einfache Gleichung auf: Sakko oder Anzug mit Hemd gleich JU. In Berlin angekommen hatten wir noch etwas Zeit und verschafften uns erste Eindrücke von unserem „neuen Arbeitsplatz“.  Als wir an den Liegenschaften des Bundestages ankamen, dachte ich mir schon: Beeindruckend, wie groß und modern das alles hier ist.

Rollenprofile

Zunächst bekamen wir unsere Rollenprofile. Bei mir war die Freude groß, denn ich habe die Spiel-SPD bekommen, die APD. Das war  aber auch der einzige Grund zur Freude, denn ich war ein kompletter „Versager“: Ich wohnte alleine mit meinem Hund in einer Wohnung in Görlitz und hatte mein Studium abgebrochen. Ab diesem Moment war ich für vier Tage ein anderer Mensch, Arne Mayer mit dem eben beschriebenen Lebenslauf. Bis ich auf meinen neuen Namen, den ich mir im Vorfeld ja selbst ausgesucht hatte, reagierte, dauerte es einige Zeit. Auch war es unmöglich,  alle 315 Namen der Teilnehmer  zu lernen. Respekt vor allen LehrerInnen, die das jedes Jahr zu bewältigen haben. 

Dann wurden wir im Plenarsaal begrüßt und das bedeutete zum ersten Mal auf den blauen Stühlen sitzt. Aber den richtigen Effekt hat man erst in der zweiten und dritten Sitzung im Plenarsaal gespürt. Anschließend sind wir in die Landesgruppen gegangen und haben uns so besser kennen gelernt. Um 22:00 Uhr ging es dann ins Hostel. Da man als MdB nur seinem Gewissen verpflichtet ist, sind wir meistens abends noch weggegangen, aber immer nur auf ein Bier. Mit einem für mich relativ späten Beginn um 7:30 Uhr starteten wir dann in den ersten arbeitsreichen Tag. Um 9:00 Uhr begann  die Landesgruppensitzung mit der Bestimmung des Vorsitzenden, der in der folgenden Fraktionssitzung noch Fraktionsvorsitzender werden konnte. Dort wurden auch die Abgeordneten in die jeweiligen Arbeitsgruppen aufgeteilt, die dann am folgenden Montag in den Ausschusssitzungen die Meinung ihrer Partei argumentativ möglichst gut untermauert vertreten sollten. Der Rest des Tages verging zum größten Teil mit der Arbeit an Gesetzentwürfen. Einen kleinen Höhepunkt stellte noch das Pressegespräch der „Berliner Runde“ mit den frisch gewählten Fraktionsvorsitzenden dar. Die neuesten Nachrichten und Gerüchte unserer Arbeit konnten wir in der Projektzeitung lesen, die jeden Morgen verteilt wurde.

Blick über Berlin

Spannend war auch die Besichtigung der Kuppel spät am Abend, denn im Bundestag sein zu dürfen und über Berlin blicken zu können, wenn die Sonne untergeht, ist ein unglaublich schöner und bewegender Moment.

Am Montag kam es dann zur ersten Lesung der Gesetze und zu den Ausschusssitzungen, in denen schwer gekämpft wurde. Dort hieß es, seine Kompromissfähigkeit zu trainieren. Aber am Ende einigten wir uns auf ein akzeptables Ergebnis,  welches eine deutliche Handschrift meiner Fraktion trug. 

Außerdem konnte man seinen einladenden Abgeordneten treffen und sich mit ihm über das Erlebnis austauschen sowie Tricks und Tipps für die weiteren Verhandlungen erhalten. Sehr interessant war es auch, mehr über den Ablauf und die Dauer eines Politikeralltags zu  erfahren. So war ich überrascht über die Vielfalt der Tätigkeiten und  die Länge eines normalen Arbeitstages eines Abgeordneten.

Fraktionssitzung

Die darauf folgende Fraktionssitzung war eine sehr explosive, weil die CVP (Spiel-CDU) das im Ausschuss beschlossene Abkommen nicht mehr eingehalten hat und uns einen komplett veränderten Antrag zur Abstimmung vorlegte und damit einen möglichen  Koalitionsbruch heraufbeschwor. Aber dank unseres Fraktionsvorsitzenden wurde dieser in der letzen Sekunde abgewendet. Trotzdem stimmte ich in der Fraktion wie auch in der zweiten und dritten Lesung im Plenarsaal gegen den Änderungsantrag. Leider gab es dann doch zu wenig Abweichler, um den aus meiner Sicht sinnlosen Gesetzentwurf zu stoppen. Der Wortbruch der CVP hatte mich enttäuscht und verärgert. Mangelnde Zuverlässigkeit kann keine Basis für konstruktive Zusammenarbeit sein.

Nach dieser Aufregung war es sinnvoll, den realen Fraktionsvorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien bei einer Diskussion zuzuhören.  Mit den Schlussworten von Norbert Lammert kam so langsam ein Gefühl von Traurigkeit auf, dass die dreieinhalb spannenden Tage so schnell vorbei gegangen  waren. So langsam wurde aus dem MdB Arne Mayer  wieder der zum Glück noch kinderlose Schüler Malte Tielesch aus Trochtelfingen.

 

Dieses Planspiel war einer  der spannendsten Momente meines Lebens und ich kann es jedem nur empfehlen: Sprecht euren örtlichen Bundestagsabgeordneten drauf an, ob er euch für Jugend und Parlament einladen würde. Es lohnt sich. (Text: Malte Tielesch)

 

Foto: Der Tübinger Bundestagsabgeordnete Dr. Martin Rosemann (li) nominiert den Trochtelfinger/Weilburger  Schüler Malte Tielesch für Planspiel Jugend und Parlament – 315 junge Menschen aus ganz Deutschland simulieren parlamentarischen Betrieb (Fotos: Pressebüro Dr. Rosemann)

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