Die Sanierung der Jugendherberge kommt nicht voran

Veröffentlicht am 26.03.2019 in Stadtpolitik

Auf die lange Bank geschoben. So geht es der Sanierung der Jugendherberge in Odersbach.

Eine Anfrage der SPD und eine enttäuschende Antwort

An der Sanierung der Jugendherberge in Odersbach wird kräftig gearbeitet, voran geht es mit dem Projekt trotzdem nicht. Auf diese kurze Formel lässt sich die Antwort zu einer Anfrage der SPD-Fraktion bringen, die sich über den Stand der Dinge erkundigt hat. Es ist ein Jammerspiel, denn in den 20 Jahren nach dem Ein-Euro-Ankauf ist nichts Durchgreifendes passiert.

Im Gegenteil. „Die Aktivitäten (zur Modernisierung) sind im Jahr 2017 durch das Jugendherbergswerk eingestellt worden, mit dem Hinweis, dass Sicherheits- und Brandschutzmaßnahmen an anderen Standorten, z.B. die Jugendherberge Kassel, eine höhere Priorität im Sanierungs- und Investitionskonzept des Jugendherbergswerks genießen.“ So ist es in der Antwort nachzulesen.  Ein Ein-Euro-Flopp, der auch in das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes passt.

Eigentümer ist die Weilburger Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH

Ein Bauwerk aus den 60er Jahren

Sehr gut und informativ ist übrigens die vorliegende Antwort, die sich wie ein umfassender Sachbericht zum Thema liest und den Fragesteller rundum informiert. So wurden bereits im März 2004 der Brandschutz verbessert und ein Überflurhydrant für die Löschwasserversorgung eingebaut. Weiter ging es 2009. Die Weilburger Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH, die Eigentümerin des Projekts, hat ein witterungsgeschütztes Mehrzweckgebäude für Sport, Spiel- und Versammlungszwecke für rund 50.000 Euro geschaffen. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage für 70.000 Euro entstanden.

Ein Schuss in die Luft war der von der SPD initiierte Antrag vom März 2014, mit dem neuer Schwung in die Entwicklung und die zeitgemäße Modernisierung gebracht werden sollte. Die Stadtverordnetenversammlung hat einstimmig zugestimmt, aber dann ist der Beschluss in den Aktenkammern des Rathauses vermodert, so ist zu vermuten, denn es sind keine Aktivitäten aktenkundig. Keine Aufzeichnungen, keine Gesprächsnotizen, kein Schriftverkehr. Interesse an der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Jugendherbergswerk gibt es aber weiterhin. Der neue Bürgermeister hat zwar noch keinen Kontakt zum DJH-Landesverband aufgenommen, aber immerhin schon einmal Gespräche vor Ort, mit dem Herbergsvater geführt. Eine erneute Initiative in Richtung Landesverband wurde vereinbart.

Mehr Komfort in den Zimmern

Einen weiteren Anschub gab es 2013 mit Gesprächen über Modernisierung und Finanzierung, der aber auch eingeschlafen ist. Besser waren die Jahre 2015 und 2016. In der Abteilung Bau- und Betriebstechnik des Jugendherbergswerks wurde ein Modernisierungskonzept erstellt, mit der Reduzierung der Bettenzahl von 156 auf 136 und der Einrichtung von Vierbettzimmern mit einer guten Sanitärausstattung. Mehr Komfort in den Zimmern, unterschiedliche Bettenvariationen und Schrankteile und eine größere Nutzfläche für jeden Gast waren das Ziel, verbunden mit der Hoffnung einer besseren Auslastung. Der Finanzierungsbedarf wurde auf rund 1.9 Mio. Euro geschätzt, den Bund, Land und DJH aufbringen sollten. Keine Antwort gibt es auf die Frage nach Sanierung oder Neubau. Eine Vergleichsrechnung dazu gibt es bisher nicht. Doch auch hier kommt jetzt wieder die Aktenkammer ins Spiel. Dort lagern jetzt die schönen Pläne, weil die Umsetzung in weite Ferne gerückt ist.

Wer macht was?

Spannend ist die Frage: „Wer macht was?“ Denn die Weilburger Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH als Eigentümer ist zuständig für Dach und Fach, das ist grob gesagt die gesamte konstruktive Hülle. Für die innere Modernisierung und Instandhaltung, einschließlich der Schönheitsreparaturen muss der Mieter, das Jugendherbergswerk tätig werden. Eine interessante Konstellation, die immer wieder Rechts- und Abgrenzungsfragen aufwirft, die es schon einmal bei der Weilburger Stadthalle gab. Dort führte das Zuständigkeitsgerangel schließlich zum Verkauf des Stadtanteils.

Die Verzögerung der Sanierung ist auch nicht durch eine mögliche Interessenkollission zwischen Hotelbetreibern und der Jugendherberge ausgelöst, so erfahren wir aus der Antwort. Stattdessen wird die Einrichtung als sinnvolle Ergänzung des touristischen Angebots eingestuft. Festgehalten wird auch an dem Standort in Odersbach, wegen der guten Lage und der Infrastruktur. Eine Standortdebatte, z.B. die Verlagerung in das direkte Umfeld der Weilburger Altstadt, wird als nicht zielführend eingestuft und könne sogar den Bestand insgesamt gefährden.

Soweit die umfassende Antwort zu der Anfrage, die im Original als PDF-Dokument beigefügt ist. (siehe unten).

Planlos, hilflos, sinnlos

Doch welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus dieser Antwort für Stadt und Stadtverordnetenversammlung, denn ein Glanzstück der Stadtentwicklung ist dieses Projekt sicherlich nicht? Gedankenlos für einen Euro gekauft, so geht es manchem Zeitgenossen beim Gang durch den Schnäppchenmarkt, hier eine Klobürste, dort ein Schraubenzieher und ein Stück weiter noch eine Luftpumpe. So oder ähnlich war das hier auch. Das klare Ziel hat gefehlt. Welche Rolle spielt die Jugendherberge für die Stadtentwicklung? Wie verknüpfe ich die Jugendherberge und die heimische Gastronomie im Rahmen einer attraktiven Tourismusstrategie? Wie hoch sind die Kosten einer Sanierung und die Folgekosten für den Betrieb? Fördert eine ramponierte Baulichkeit das Negativimage unserer Stadt? Diese Frage wurden nicht gestellt. Alles wirkt planlos, hilflos und sinnlos. Zum Schluss bleibt die Hoffnung auf einen Neustart der Verhandlungen durch den neuen Bürgermeister, so wie es in der Antwort auf die Anfrage angedeutet wird. Denn weitere 20 Jahre ohne Sanierung hält das Projekt nicht mehr aus und die Frage „Was passiert, wenn nichts passiert?“ bleibt im Raum stehen.

Text und Foto: Hartmut Bock

Mehr Informationen:


Frische Farben, doch insgesamt ein hoher Modernisierungsbedarf.
Die Jugendherberge in Odersbach

 

 
 

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