Inklusion - Herausforderung und Chance

Veröffentlicht am 23.09.2011 in Landespolitik

© Dieter Schütz / PIXELIO

Mit einem kurzen geschichtlichen Rückblick auf den Umgang mit Menschen mit Behinderung begann Christoph Degen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Bildung der SPD Hessen Süd, seinen Vortrag zum Thema Inklusion am vergangenen Mittwoch im Alten Rathaus in Weilburg.

So gehe es bei dem Begriff Integration immer noch darum, Unterschiede wahrzunehmen und zuerst Getrenntes wieder zu vereinen. Inklusion hingegen bedeute, dass alle Schüler mit ihrer Vielfalt an Kompetenzen und Niveaus aktiv am Unterricht teilnehmen und eine Gemeinschaft bilden, in der alle ihren sicheren Platz haben und somit eine Teilnahme für alle Schüler am Unterricht möglich ist.
Als starker Motor für einen anderen Umgang mit behinderten Menschen im deutschen Schulsystem und somit für die Einführung der inklusiven Schule habe sich die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland ratifiziert hat, erwiesen, denn sie legt fest, dass sofortige, wirksame und geeignete Maßnahmen zu ergreifen sind, um den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.
Degen führte aus, dass Inklusive Schule aber nur erfolgreich sein kann, wenn ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt und die Lehrerinnen und Lehrer entsprechend qualifiziert werden. So müssten die Mittel, die das Schulsystem in die „Exklusion“, d.h. z.B. in Förderschulen, investiert, für die Inklusion bereit stehen. Inklusive Bildung brauche nämlich personelle und räumliche Ressourcen, damit sie gelingen kann. So sollten z.B. Teams von speziell ausgebildeten Pädagogen, Psychologen, Ergotherapeuten, Logopäden, Heilpädagogen usw., aber auch spezielle didaktische Materialien, Hilfsmittel, Literatur etc. als Unterstützung für die Schule zur Verfügung gestellt werden. Dabei gelte das Prinzip, dass die Experten zu allen Kindern in ihrer normalen schulischen Umgebung kommen, mit dem Ziel, die Lehrer im Umgang mit der Heterogenität der Schüler zu unterstützen, wie dies in Kanada der Fall sei. Dort gelte das Motto „Jedes Kind besucht die Schule in der Nachbarschaft, die auch das nicht behinderte Geschwisterkind besucht“.
In der anschließenden Diskussion berichteten Eltern und Lehrer aus dem schulischen Alltag. Noch sei es nicht selbstverständlich, dass ein behindertes Kind das Gymnasium besucht, erzählte ein betroffener Vater. Er musste um einen Platz für seinen Sohn kämpfen. Probleme gebe es auch, weil in vielen Schulen kein barrierefreier Zugang möglich sei. So fehle oft trotz kürzlich erfolgter Umbaumaßnahmen ein Aufzug in vielen Gebäuden. Kritisch beleuchtet wurde auch der Umstand, dass man starke Mütter und Väter braucht, um bei den Behörden gehört zu werden. Man muss sich alles erkämpfen, erklärte eine Teilnehmerin. Es fehle überall an Hilfestellung und geeignetem Personal, was zur Überforderung der Einzelnen führe. Und eine Inklusion ohne umfassende, professionelle Begleitung fördere die Vorurteile der Eltern von gesunden Kindern, so der SPD-Kreispolitiker und Schulleiter Michael Uhl.
Die SPD-Landtagsfraktion beschäftige sich in ihrem Bildungsprogramm „Haus der Bildung“ mit dem Thema und werde dem Bereich der inklusiven Bildung verstärkt Beachtung schenken, erklärte Degen zum Abschluss. (spd-lm)

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Für weitere Informationen steht die komplette Präsentation von Christoph Degen hier zum Download im PDF-Format bereit.
Außerdem finden Sie auf der Homepage des Ganztagsschulverband GGT e.V. einen Artikel von Christoph Degen mit dem Titel "Anforderungen an Inklusion".
Für an der Situation der Schulen in der "Inklusions-Vorbildnation" Kanda Interessierte ist auf der Internetpräsenz der Goethe-Universität Frankfurt/Main eine ausführliche Präsentation von Prof. Dieter Katzenbach und Christoph Degen zum Abruf bereit.

Viel Vergnügen beim Durchstöbern der oben genannten Links! (je)

 
 

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