Vor 50 Jahren

Veröffentlicht am 09.07.2019 in Allgemein

Georg Leber beim Feuerwehrfest 2005 in Obertiefenbach (Quelle: siehe unten)

Obertiefenbach verlieh Georg Leber die Ehrenbürgerschaft

Am letzten Juniwochenende 1969 – also vor 50 Jahren - weilte Bundesverkehrsminister Georg Leber wieder einmal in seiner Heimatgemeinde Obertiefenbach. Dort besuchte er sein Elternhaus sowie seinen großen Verwandtschafts- und Freundeskreis. Sein Besuch hatte aber auch einem besonderen Anlass. Die Gemeindevertretung Obertiefenbach hatte ihm durch einstimmigen Beschluss bereits am 4. Juli 1967 zum Ehrenbürger ernannt.

Doch erst jetzt ergab sich für den viel beschäftigten Politiker die Möglichkeit die Ehrenbürgerurkunde in Empfang zu nehmen. Dies geschah nun im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Saal des Bürgerhauses. Bürgermeister Roth eröffnete die Feierstunde und hieß zunächst den Ehrengast und Sohn der Gemeinde mit seiner Frau willkommen. Er nannte die Feierstunde nicht nur einen erfreulichen, sondern auch einen denkwürdigen Anlass für die gesamte Gemeinde, die auf ihren großen Sohn stolz sei.

Die eigentliche Laudatio auf Georg Leber war dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Gerhard Heep, vorbehalten. Seine Festansprache zeigte den Lebenslauf von Minister Leber auf. „Schorsch“ Leber wurde am 7. Oktober 1920 in Obertiefenbach geboren. Seine Jugendzeit verbrachte er in Obertiefenbach. Hier besuchte er die Volksschule, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und anschließend eine Maurerlehre. Im Zweiten Weltkrieg war er Funker bei der Luftwaffe. Nach 1945 arbeitete er im Baugewerbe und trat 1947 der IG Bau-Steine-Erden bei. 1949 wurde er Gewerkschaftssekretär in Limburg. Im Juli 1952 wurde er in den Hauptvorstand der Gewerkschaft berufen. Er war dann von 1955 bis 1957 zweiter Vorsitzender, sowie von 1957 bis 1966 Bundesvorsitzender dieser Gewerkschaft. In die SPD trat Georg Leber 1951 ein.

Bundesverkehrsminister wurde er am 1. Dezember 1966 im Kabinett Kiesinger. Gleichzeitig leitete er das Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen. Auch in der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt leitete er beide Ministerien. Im Jahr Juli 1972 übergab er beide Ministerien an Lauritz Lauritzen, der bis dahin hessischer Landtagsabgeordneter war und den Oberlahnkreis in Wiesbaden vertrat. Als Bundesverkehrsminister konnte Georg Leber sowohl eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h für Straßen außerhalb der Ortsgebiete als auch eine Begrenzung des zulässigen Blutalkoholgehaltes auf 0,8 Promille für Kraftfahrer durchsetzen

Georg Leber wechselte 1972 ins Verteidigungsministerium. Er wurde Nachfolger von Helmut Schmidt, der Bundeskanzler wurde. In Lebers Amtszeit wurden 1973 die Bundeswehrhochschulen in Hamburg und München gegründet. „Schorsch“ Leber war bei den Soldaten sehr beliebt, was in seinem Spitznamen „Soldatenvater“ deutlich wurde. Georg Leber trat gegen den Willen von Bundeskanzler Helmut Schmidt am 1. Februar 1978 von diesem Amt zurück. Er übernahm damit die politische Verantwortung für einen Lauschangriff des Militärischen-Abschirm-Dienstes. Dieser hatte ohne Lebers Wissen seine Sekretärin in deren Wohnung abgehört.

Außer Georg Lebers gewerkschaftlichen und politischen Engagement gehörte er von 1974 bis 1994 dem Zentralrat der Deutschen Katholiken an. Georg Leber wohnte zuletzt in Schönau am Königssee. Er verstarb am 21. August 2012. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Bergfriedhof von Berchtesgaden. In Obertiefenbach wurde direkt neben der Grundschule im Dezember 1990 die Sporthalle ihrer Bestimmung übergeben. Nach einem einstimmigen Beschluss der Gemeindevertreter vom 23. Februar 2015 trägt diese Sporthalle den Namen „Georg-Leber-Halle“. Damit würdigt und erinnert die Gemeinde Beselich an die Verdienste ihres verstorbenen Ehrenbürgers.

Aber auch die Heimatstube Beselich-Obertiefenbach erinnert man an den Ehrenbürger. Dort sind in einer Vitrine neben Lebers Ernennungsurkunde zum Verteidigungsminister weitere Dokumente und Fotos aus der Politik der 1960/70er Jahre, so u.a. Georg Leber mit John F. Kennedy, Jimmy Charter und Helmut Schmidt, zu sehen. [hum]


Quellen: WT vom 30. Juni 1969 und Tacitus, Annales: Das Ende einer Dynastie, Georg Leber 1920 – 2012; Bamberg 2014; aufgearbeitet von Heinz-Ulrich Mengel, Braunfels

Foto: Georg Leber beim Feuerwehrfest 2005 in Obertiefenbach zusammen mit Christian Geis, Michael Mai und Franz – Josef Sehr (v.l.) https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53873873

 

 
 

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